Die OEE-Kennzahl in der Produktion und was sie bedeutet

Julius Scheuber

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13.03.2024

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Minuten Lesezeit

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Für produzierende Unternehmen ist es wichtig, mit effizienten Produktionsabläufen und effektiven Anlagen möglichst viel Durchsatz und eine hohe Produktqualität zu erreichen. Doch im komplexen Fertigungsprozess spielen viele verschiedene Faktoren eine Rolle.

Den Überblick darüber, wie effektiv die Maschinen und Anlagen in der Fertigung arbeiten, gibt die Kennzahl OEE. Dieser Artikel beleuchtet, was die OEE-Kennzahl bedeutet, woher sie kommt und wie sie sich von anderen Fertigungskennzahlen unterscheidet.

Außerdem geht es darum, wie man den OEE-Wert berechnet (mehr dazu hier) und welche Besonderheiten bei der kontinuierlichen Fertigung beachtet werden sollten.

Was bedeutet OEE? Definition und Bedeutung

Mit der Kennzahl Overall Equipment Effectiveness (OEE, Deutsch: Gesamtanlageneffektivität) lässt sich die Effektivität von Industrieanlagen und Maschinen in der Fertigung messen. Sie beachtet dabei die Verfügbarkeit der Anlage, deren Leistung und die Qualität der produzierten Teile. Wie die genaue Berechnung erfolgt, erfährst du später.

Effizienz vs. Effektivität vs. Produktivität



Die Effektivität einer Anlage beschreibt dabei ihren tatsächlichen Output im Verhältnis zum theoretisch möglichen. Die Effizienz einer Anlage bezieht sich im Gegensatz dazu auf die Menge an Ressourcen, die eingesetzt werden muss, um ein bestimmtes Ergebnis zu erzielen. Die Effektivität und Effizienz einer Anlage zusammen geben schließlich Auskunft über ihre Produktivität.


Der OEE gilt als der Goldstandard für produzierende Unternehmen, um die Effektivität ihres Shopfloors zu bewerten.


Um den OEE-Wert korrekt zu bestimmen, ist die richtige Datenbasis wichtig. Die relevanten Produktionsdaten lassen sich beispielsweise automatisch mit der passenden Software erfassen. Ist die Kennzahl ermittelt, können Unternehmen den OEE fortlaufend beobachten und erhalten so wertvolle Informationen über die Produktivität. Diese bilden wiederum die Grundlage für Optimierungsprozesse, mit denen sich die Gesamtanlageneffektivität weiter steigern lässt. Ziel der Optimierung auf Basis des OEE ist es, die sogenannten Six Big Losses, also die sechs relevantesten Effizienzverluste auf dem Shopfloor, zu reduzieren. Außerdem ermöglicht der OEE auch einen Weg hin zu mehr Nachhaltigkeit.

Woher kommt die Kennzahl OEE?

Die Kennzahl OEE hat ihren Ursprung in den 1980er Jahren. Entwickelt wurde sie von dem japanischen Ingenieur Seiichi Nakajima für die Stückzahlfertigung beim Automobilhersteller Toyota. Das Konzept der OEE und der Total Productive Maintenance (TPM) gewann vor allem im Laufe der 1990er Jahre an Bedeutung, als Lean Management immer wichtiger wurde.

Wie wird die OEE-Kennzahl berechnet?

Die OEE-Kennzahl berechnet sich aus dem Produkt der drei Faktoren Verfügbarkeit (V), die Auskunft über Maschinenstillstände gibt, Leistung (L) bzw. Fertigungsgeschwindigkeit und Qualität (Q), die sich auf die Menge des produzierten Ausschusses bezieht. 

Wie man diese drei Faktoren ermittelt, erfährst du in unserem detaillierten Blog-Artikel zur Berechnung der OEE-Kennzahl.

Ideal wäre theoretisch ein OEE-Wert von 100 Prozent. Das würde bedeuten, dass die Anlage ohne Stillstand, mit maximaler Geschwindigkeit und ohne Ausschuss fertigt. In der Praxis ist es jedoch unrealistisch einen OEE von 100% zu erreichen, es handelt sich um ein theoretisches Maximum.

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OEE-Berechnung für Stückzahlfertigung vs. kontinuierliche Prozesse

Für die kontinuierliche Fertigung ergeben sich einige Besonderheiten, um den OEE-Wert korrekt zu berechnen

Der OEE stammt aus der Stückteilfertigung, bei welcher die ideale Zykluszeit als Leistungsreferenz genutzt wird. Die ideale Zykluszeit ist dabei für jedes Produkt individuell. Als der OEE auch Einzug in die kontinuierliche Fertigung gehalten hat, wurde der Produktbezug aufgebrochen und es wurde mit Typenschildkapazitäten gerechnet. 

Dabei wurden alle Produkte einer Anlage gegen die gleiche Leistungsreferenz gemessen. Doch jeder in der Fertigung weiß, unterschiedliche Produkte laufen unterschiedlich schnell auf der gleichen Anlage. Daher sollte mit produktspezifischen Leistungsreferenzen gearbeitet werden. 

Arbeiten Kunden mit einer einzigen Leistungsreferenz unabhängig vom Produkt, bilden die erfassten Daten die Realität am Shopfloor und bei den Anlagen nicht ab. Die realen Verluste und damit mögliche Optimierungsmaßnahmen werden nicht sichtbar.

Mehr Informationen zu diesem Thema findest Du hier.

OEE vs. andere Kennzahlen (TEEP, OPE, etc.)

OEE ist nicht die einzige wichtige Kennzahl in der Fertigung. Verwandte Werte sind zum Beispiel die folgenden: 

  • EU/EUR: Die Anlagenauslastung (Equipment Utilization Rate) beschreibt die Zeit, in der eine Anlage tatsächlich produziert. Sie steht im Verhältnis zur insgesamt verfügbaren Zeit. 

  • TEEP: Die totale effektive Anlagenproduktivität (Total Effective Equipment Performance) gibt Auskunft über die Ausnutzung einer Produktionskapazität und ergibt sich aus dem Produkt von EUR und OEE.

  • OPE/OAE: Overall Process/Asset Effectiveness (Gesamtproduktionseffektivität) fokussiert sich auf potenzielle Verluste im gesamten Produktionsprozess.

Produktivität und Optimierungspotenziale

Die Kennzahl OEE ist für fertigende Unternehmen eine wichtige Kennzahl, um die eigene Produktivität besser einschätzen und Optimierungspotenziale identifizieren zu können. Um den OEE-Wert korrekt berechnen zu können, muss jedoch vor allem die Datenbasis stimmen. Zudem müssen Unternehmen im Bereich der kontinuierlichen Fertigung einige Besonderheiten beachten. Mit der entsprechenden Software behalten sie den Überblick über die Effektivität ihrer Anlagen.


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  1. Die Bedeutung der OEE Kennzahl

  2. So berechnest Du den OEE (+ Excel Vorlage)

  3. Besonderheiten für die OEE Berechnung für kontinuierliche Prozesse

  4. OEE Software auswählen: So vergleichst Du Anbieter

  5. ROI Berechnung für OEE Software

  6. Leistungsverluste: Warum fertigt die Maschine nicht immer mit der maximalen Geschwindigkeit?

  7. Wie Kategorien Maschinenstillstände beherrschbar machen

  8. Mithilfe der 6 Big Losses den Shopfloor optimieren

  9. OEE manuell erfassen - das ist wie Dart spielen im Dunkeln